Relativ spontan entschieden wir uns mit unserem Wohnwagen eine Woche nach Holland zu fahren. Da der große Sommerurlaub noch auf sich warten lässt und wir erst im September Urlaub haben, wollten wir vorher noch etwas Ruhe tanken. Das war nämlich dringend nötig.
Also entschlossen wir uns nach Holland ans Ijsselmeer zu fahren. Die Fahrtzeit ist relativ kurz von uns aus (Nähe Frankfurt), wir lieben lieben lieben Holland und unsere Freunde hatten spontan auch Zeit, so dass wir mit wenigen Mitteln, geringstem Aufwand das Bestmöglichste erreichen konnten. This is how we do it. Sorry für den Ohrwurm.
Da wir immer wieder gefragt werden, wie wir das so mit dem Campen machen, ob das wirklich so toll ist, wie jeder sagt und was so unsere Tipps und Tricks sind, habe ich euch das mal kurz zusammengefasst.
Wir lieben Campen. Mein Mann war schon seit klein auf mit seiner Familie campen und schwärmte immer von den schönsten Urlauben seines Lebens. Als wir uns vor 18 Jahren kennenlernten war ich eher der Anti-Camper. Ich kannte nur Cluburlaube und war damit auch immer zufrieden. Mein Mann überredete mich ziemlich schnell unseren 2. Urlaub, den wir zusammen hatten, auf dem Campingplatz zu verbringen. Wir hatten damals noch ein Acht-Mann-Zelt...meine Bedingung war, dass ich nicht in einem 2 Mann Zelt schlafe. Bißchen Komfort muss schließlich sein. Naja, was soll ich sagen. Seit dem bin ich ein absoluter Camping-Fan und hasse Cluburlaube. Die ersten Male verbrachten wir also im Zelt mit einem Tisch und zwei Stühlen, einer elektrischen Kühlbox (das Wichtigste beim Camping) und einer komfortablen Doppelmatratze.
Das Beste am Camping ist definitiv die Freiheit. Man muss sich an keine Essenszeiten halten, hat sein eigenes Reich, ist 24/7 an der frischen Luft, hat eine wunderschöne Außenküche und auf eigentlich allen Capmingplätzen, auf denen wir bisher waren, waren die Dusch- und Toilettenhäuser tipptopp. Oft gibt es Plätze auf denen man sich seine Hängematten aufhängen kann. Und somit haben wir wunderschöne und wahnsinnig entspannte Urlaube auf dem Campingplatz verbracht. Abends lagen wir mit unseren Schlafsäcken in der Doppelhängematte und konnten den Sternschnuppen zuschauen.
Seit einigen Jahren sind wir nun mit unserem alten Tabbert-Wohnwagen unterwegs. Das ist natürlich noch um einiges komfortabler. Seit diesem Jahr haben wir auch ein schönes Vorzelt von "Obelink", das nur zu empfehlen ist. Es ist super leicht auf - und abgebaut und ist ziemlich günstig für ca. 200€ zu kaufen.
Warum Wohnwagen und kein Wohnmobil? Mit dem Wohnwagen haben wir den Vorteil, dass wir unser Auto noch mit nutzen können. Wenn man mit dem Wohnmobil fährt, muss man vor jedem Einkauf im Urlaub alles wieder in die Schubladen und Fächer verstauen (damit bei der Fahrt nichts heraus fällt), das Vorzelt abbauen, bzw. die Markiese einfahren. Man fährt also jedes Mal mit dem ganzen Wohnmobil los um Essen zu kaufen, wenn man sich Sehenswürdigkeiten oder andere Städte anschauen möchte. Man bekommt nicht so gut einen Parkplatz in Städten und kann oft auch nicht in Parkhäuser reinfahren. Da wir gerne unterwegs sind und umliegende Städte gerne anschauen, kommt für uns persönlich ein Wohnmobil nicht in Frage. Wir kennen aber auch Leute, die es total toll finden, mit Wohnmobil zu verreisen. Also ihr, seht, es kommt darauf an, welche Vorlieben man hat.
Unsere Reise beginnt immer mit relativ viel Vorbereitungen. Mittlerweile haben wir schon ziemlich alles in unserem Wohnwagen, was wir benötigen und auch über das Jahr in den Fächern lassen können, wie z.B. Geschirr, Besteck, Gläser, Gewürze, Handtücher, Regenschirm, etwas ältere dicke Pullis, die man sich Abends mal überwerfen kann und die man zu Hause nicht mehr unbedingt benötigt, Badutensilien (ja, wir haben eine Toilette mit Waschbecken on board), Spülsachen etc. Allerdings haben wir immer wieder Kleinigkeiten, die wir noch verbessern wollen und die wir dann mit einpacken müssen.
Die Fahrt lief sehr gut und wir sind immer wieder beeindruckt, wie schlecht die Qualität der Autobahnen in Deutschland ist und wie viele Baustellen wir jedes Mal passieren müssen, wenn wir in den Urlaub fahren wollen. Der LKW Verkehr ist gefühlt auch um einiges mehr geworden. Über die Grenze nach Holland gefahren und plötzlich sieht man keine einzige Baustelle mehr. Der Verkehr fließt und wir sind happy bald anzukommen. Erster Halt - LEMMER. Hier haben wir einen tollen Campingplatz direkt vor dem kleinen Deich, der zum Strand führt. Direkt an unserem Platz ist ein Törchen, was direkt zum Wasser führt. Ca. 100m weit entfernt finden wir einen tollen Beachclub (https://www.beachclublemmer.nl/) mit tollem Ausblick, leckerem Essen und hervorragenden Cocktails. Die Kinder können auf dem Spielplatz direkt auf dem Strand spielen und wir haben sie gut im Blick durch die große Fensterfront im Außenbereich.
Der Strand von Lemmer ist natürlich kein Strand, wie am Meer, aber man kann sich hier wunderbar den Mittag vertreiben und ein bißchen Sonne tanken. Der Strand ist sehr flach und man kann lange ins Wasser reinlaufen. Optimal auch für kleine Kinder (mit Aufsicht versteht sich). Wir haben mit den Kindern ein Müllbild gestaltet. Einfach den umliegenden Müll gesammelt (natürlich nichts Ekelhaftes) und auf ein Blatt geklebt. Noch ein paar Muscheln und Sand dazu und fertig was unser Kunstwerk. Wir hatten jede Menge Spaß und haben gleichzeitig noch was für die Umwelt getan.
Zu unseren Strandutensilien gehören auf jeden Fall eine Pop-Up Strandmuschel, die im Übrigen fast nur Frauen wieder zusammengeklappt bekommen. Schon mehrfach beobachtet :-). In unsere Strandmuschel kommt immer eine Decke und wir haben immer genügend zu Trinken und zu Essen dabei. An Spielsachen kommt bei uns Strandspielzeug mit, Blätter und Stifte. Damit sind wir eigentlich den ganzen Tag beschäftigt. Was wir auch immer benötigen, sind Feuchttücher. Irgendetwas fällt immer um und irgendein Mund ist immer klebrig. Unsere Quicksilverkühltasche ist auch immer am Start. Ich habe sie im Internet gesucht um sie euch zu verlinken, aber anscheinend gibt es die nicht mehr. Sie hat mehrere Taschen und einen Lautsprecher eingebaut. Der Reißverschluss ist ein Flaschenöffner und sie hat genau die richtige Größe. Da hatte sich echt mal jemand Gedanken gemacht beim Entwurf. Vielleicht gibt es sie ja noch bei ebay Kleinanzeigen irgendwo.
Abends haben wir dann entweder alle zusammen auf unserem Campingplatz gegrillt und es uns im Vorzelt gemütlich gemacht, wir haben im Boot gekocht oder wir sind einfach Essen gegangen. Alles völlig entspannt auch für die Kinder. Holland ist ein wirklich kinderfreundliches Land. Im Beachclub gab es sogar eine separate Spieleecke für die Kinder. Sie ist super abgegrenzt und die Kinder haben viel Platz zum spielen, ohne jemanden zu stören. Win win!
Auch im Supermarkt gibt es im Kassenbereich eine Spielecke. Hier können die Kinder "Supermarkt" spielen mit Waagen, Holzlebensmitteln und einer Kasse. Die Eltern können in Ruhe ihren Einkauf über das Band laufen lassen und alle sind zufrieden.
Die Innenstädte Hollands sind super mit dem Rad zu erreichen. Generell ist zu empfehlen sein Rad mit nach Holland zu nehmen. Hier gibt es einfach die tollsten Fahrradwege. Oft sogar zweispurig. In den Städten gibt es wunderschöne kleine Läden und von den größeren Modeketten ist meist nichts zu sehen. Frittenbuden und kleine Imbisswägen gibt es an jeder Ecke und durch die Städte ziehen kleine Kanäle mit faszinierenden Booten. Es gibt auf jeden Fall immer etwas zum Gucken und Staunen.
Als kleiner Gourmet-Tipp: Probiert unbedingt die Frikandel Spezial mit Pommes oder Kibbeling (frittierter Fisch). Zum Nachtisch noch ein paar Poffertjes und der Tag ist gerettet.
Von Lemmer ging es weiter nach Workum. Wir haben unsere Route so gewählt, dass wir immer möglichst in einer Stadt sind in der Hafen und Campingplatz nebeneinander liegen. Hier waren wir auf einem wirklich wunderschönen Campingplatz direkt am Wasser. Unsere Freunde lagen mit ihrem Boot direkt über`s Wasser im Hafen, so dass sie mit ihrem Beiboot an unserem Platz anlegen konnten. Der Campingplatz war direkt an einem Strand (https://www.itsoal.nl/nl/). Leider war es für uns viel zu windig um uns hier an den Strand zu legen, aber die Kitesurfer haben sich gefreut. Wer übrigens kein Zelt oder keinen Wohnwagen besitzt - es gibt die sogenannten Mobilehomes. Das sind kleine Miethäuschen mit Küche und meistens 2 Zimmern mit Selbtverpflegung.
Das Wetter war ziemlich durchwachsen, so dass wir shoppen waren, auf Spielplätzen und oft einfach nur zusammengesessen haben. Einfach mal nichts tun. Keine Papiere bearbeiten, keine Email beantworten, einfach mal das Leben genießen. Was wir noch am Cmaping lieben - wir kommen mit ganz wenigen Utensilien zurecht und fragen uns immer, warum wir immer denken, dass wir zu Hause immer so viele Dinge benötigen.
Außerdem fallen mir im Urlaub immer Dinge auf...Verhatensweisen an mir, die ich eigentlich nicht mag und die für mich, wenn ich zu Hause bin, völlig normal sind. Vielleicht weil ich da keine Zeit habe, über sie nachzudenken und sie so tief in mir drin sitzen, dass sie schon fast normal für mich sind. Das Bild mit den Schäfchen hat eine Gechichte. Wir fuhren weiter von Workum nach Makkum. Es war eine wahnsinnig schmale Straße auf der eigentlich nur Platz für ein Auto war. Wir hatten ja auch noch unseren Wohnwagen im Schlepptau. Ich habe schon wieder Schweißausbrüche bekommen, weil ich mich gefragt habe, was denn wohl passiert, wenn uns jetzt jemand entgegen kommt. Auf der einen Seite Deich, auf der anderen Seite konnte man nur noch einen halben Meter zur Seite fahren. Fahrradfahrer waren auch noch überall. Obwohl noch alles anfangs frei war, habe ich mir Stress gemacht, wie wir das wohl schaffen sollen, diese Strecke zu fahren. Mein Mann hingegen war entspannt und meinte "Naja, irgendwie wird es schon gehen". Es hat mir mal wieder gezeigt, wie mein Kopf reagiert und wie viel Stress ich mir generell immer damit mache, anstatt einfach mal zu vertrauen und mich darauf zu verlassen, dass es schon irgendwie funktionieren wird. Ehrlich gesagt, habe ich es noch nie erlebt, dass etwas gar nicht ging. Auch wenn es nicht so funktioniert hat, wie geplant, gab es immer einen anderen Weg, den wir nehmen konnten. Als die ersten Autos und dann sogar ein LKW kam, war es zwar eng, aber irgendwie war es immer möglich, dass beide Fahrzeuge aneinander vorbei fuhren. Es wurde freundlich gewunken und bedankt, dass man auf den anderen geachtet hat. Mein Mann hat es liebevoll "Die Straße der Begegnungen" genannt.
In Holland sieht man generell viele Tiere. Aber auf dieser Straße ist mir extrem aufgefallen, wie frei hier noch die Tiere sind. Die Wildgänse sind über uns geflogen, die Enten stehen neben den Kühen auf riesigen, teils uneingezäunten Feldern, die Schaafe stehen auf den Deichen und die Pferde rennen auf großen Grünflachen durch den Wind. Es gab viele kleine Lämmchen, die uns angeblökt haben beim vorbei fahren. Mein Mann beschloss anzuhalten, auch noch vor einer Bauerhofeinfahrt, und auszusteigen um unserer Tochter aus der Nähe die Schaafe und Lämmer zu zeigen. Mein Kopf ging wieder an. Oh nein! Wir stehen vor einer Einfahrt, der Bauer wird bestimmt stinksauer, wenn er da nicht reinkommt. Versperren wir vielleicht den andern, die durchfahren wollen, den Weg? Und was macht mein Mann denn jetzt? Er öffnet nicht wirklich das Törchen zum Deich hoch und läuft mit unserer Tochter direkt zu den Schaafen? Und was, wenn man das nicht darf? Und was, wenn das Mutterschaaf auf unsere Tochter logeht, weil sie das Lamm steichelt? Ich bin also erstmal brav am Auto stehen geblieben um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein...und dann hat mein Herz zu mir gesprochen "Hey, du hast nur das eine Leben, geh zu deinem Mann und deiner Tochter, streichel das erste Mal in deinem Leben ein Lamm und sei einfach nur GLÜCKLICH. Scheiß auf dein Kopfkino. Wenn der Bauer kommt, fahr den Wohnwagen weg und entschuldige dich. Wenn ein Auto nicht durchkommt ebenso. Wenn man nicht zu den Schaafen darf, werden dir das die Leute schon mitteilen und du gehst einfach wieder zurück. Vertraue den Tieren und gehe gut mit ihnen um, dann wird auch nichts passieren." Gesagt, getan. Für andere vielleicht wirklich eine Kleinigkeit, für mich ein wahrer Eye-Opener. Woran ihr merkt, dass euer Herz mit euch spricht? Es gibt kein Überlegen, kein wenn und aber...einfach nur ein MACHEN und genießen. Dieser kleine Moment war für mich der wohl schönste, den ich in den letzten Monaten erlebt habe. Einfach mal machen, weniger darüber nachdenken.
In Makkum angekommen, wurde auch das Wetter besser. Die letzten Tage brachen an und wir haben auf einem Stück Rasen direkt im Hafen campen dürfen. Der Strom wurde vom Bootssteeg gelegt und wir waren ganz abgeschieden, so dass wir morgens der Hasenfamilie zuschauen konnten, die direkt vor unserem Wohnwagen saß.
Solche Momente werden wir nie vergessen und solche Momente wird man auch nie erleben, wenn man sich nicht öffnet und die Welt um sich herum anfängt wahr zu nehmen. Die Momente genießen, wenn sie da sind.
Wir saßen einen ganzen Tag am Strand mit Sekt, Bier, Pommes, Frikandel, Sonnencreme, lustigen Momenten, schönen Gesprächen, Kinderlachen, Wind in den Haaren und Sand an den Füßen.
BEWUSST - SEIN. Das ist wohl das, was ich aus diesem Urlaub am meisten mitnehmen werde.
PS: Der Bauer kam wirklich, um mit seinen großen Gerätschaften auf seinen Hof zu fahren. Wir haben uns entschuldigt, er hat geduldig gewartet und wir haben unser Auto samt Wohnwagen an die Seite gefahren.
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